Restaurierung „Kirchtannen“ und „Ueberthal“

Restaurierung Infanteriebunker „Kirchtannen“ A 4270

Die Sperre „Strick“ hatte den Auftrag, ein Vorstossen des Gegners vom Rhein bei Leibstadt über die Anhöhe «Strick» in Richtung Leuggern – unteres Aaretal zu verhindern. Zu diesem Zweck wurden 1940/41 eine durchgehende Panzersperre aus Betonhindernissen (in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre entfernt), der vorgeschobene MG-Bunker «Peterlibuck» und flankierend zum Geländepanzerhindernis die beidem mit MG und Panzerabwehrwaffen ausgerüsteten Infanteriewerke „Kaltentannen“ (südlich) und „Kirchtannen“ (nördlich) gebaut. Beim Bunker Kaltentannen wurde zusätzlich der Truppenunterstand «Liseloch» errichtet.

Kirchtannen A4270

Alle Anlagen der Sperre stehen im Eigentum des Vereins Militär- und Festungsmuseum Full-Reuenthal und wurden restauriert und wieder originalgetreu ausgerüstet. Während der Bunker „Kaltentannen“ den modernisierten Ausrüstungsstand des Kalten Krieges (9cm Pak 50 auf Ständerlafette und Mg 51 in Schartenlafette) aufweist, wurde der zuvor von unserem Mitglied +Rico Moracchi instandgesetzte Bunker „Kirchtannen“ von seinem Betreuerteam unter Leitung von Tobias Weibel und Daniel Hildinger in den Jahren 2019-22 in aufwändiger Arbeit absolut originalgetreu in den ursprünglichen Zustand aus dem Jahr 1940 rückgebaut. Mit Hilfe eines Spezialisten der Aargauischen Denkmalpflege konnte die originale Innenbemalung unter mehreren neueren Farbschichten festgestellt und dementsprechend wieder angebracht werden. Die originale Bewaffnung mit einer 4,7cm Befestigungskanone 1937 L37 in Ständerlafette und einem 7,5mm Maschinengewehr 1911 konnte beschafft und wieder eingebaut werden. Auch die übrige Einrichtung und Ausrüstung der Anlage entspricht vollumfänglich dem Stand von 1940. Der Bunker „Kirchtannen“ dürfte damit hinsichtlich Originalität, Qualität der Restaurierung und materieller Ausrüstung eine der sehenswertesten Anlagen ihrer Art sein.

Lafette
Schartenlafette für Maschinengewehr 11 (Waffe aus Sicherheitsgründen nicht in der Anlage)

4,7cm Befestigungskanone 1937
4,7cm Befestigungskanone 1937 auf Ständerlafette mit Zubehör

Aufenthaltsecke
Aufenthaltsecke im Unterkunftsraum im Untergeschoss. Man beachte selbst die richtigen Achselschlaufen an den Kaputtmänteln der Grenzfüsilierkompanie I/253, der die Besatzung während des Aktivdienstes angehörte

Materialplanke
Materialplanke im Unterkunftsraum im Untergeschoss mit Tornistern und persönlicher Ausrüstung, links davon der FWK-Geschirrschrank mit Kochgelegenheit, rechts ein Filterelement für die Filteranlage

Munitionsraum
Voll bestückter Munitionsraum mit Gewehrpatronen, Handgranaten und 4,7cm Patronen für die Befestigungskanone 37 (es werden ausschliesslich leere Packungen und Modelle ausgestellt)

Restaurierung Uebermittlungszentrale der 5. Division „Ueberthal“ A 3868

In der 5. Division sorgte die Telegraphenkompanie 5 (Tg. Kp. 5) für das obere Führungsnetz – von der Division zu den Regimentern – und den Betrieb der Zentralen. Nachdem die Regimenter die Standorte ihrer Kriegs-Kommandoposten festgelegt hatten, konnte die Telegraphenkompanie den Verlauf der Leitungen planen. Auf weite Strecken erfolgte der Leitungsbau als Freileitungsnetz. In der Nähe von Stellungen, Beobachtungsposten und Zentralen wurden die Leitungen eingegraben. Erst während der Zeit des Kalten Krieges wurde das Netz der Grenzbrigade 5 unterirdisch verlegt.Das Netz der 5. Division hatte ihr Zentrum in der Zentrale Wallbach (später Bestandteil des KP Wallbach der Grenzbrigade 5). Eine weitere Zentrale auf Divisionsstufe bildete die Übermittlungszentrale Überthal. Diese war 1940 von der Tg. Kp. 5 erstellt worden.

Plan
Übermittlungszentrale der 5. Division „Überthal“, Grundriss Ober- und Untergeschoss

Ueberthal A3868
Uebermittlungszentrale „Ueberthal“. An der Fassade eine Erinnerung an die Erbauer, die Tg. Kp. 5

Wie die meisten vom Bund erworbenen Anlagen war auch die Übermittlungszentrale „Überthal“ bei Übernahme praktisch vollständig ausgeräumt. Alle fehlenden Teile von Waschtrögen über Öfen, Toilettenschüssel und Armaturen mussten gesucht, beschafft, restauriert und eingebaut werden. Schließlich musste die Anlage wieder elektrifiziert und mit einem Wasseranschluss versehen werden. Die Instandsetzung der Anlage erfolgte in zwei Teilschritten, während denen mehrere Jahre vergingen. Im ersten Teilschritt wurde die ausgeräumte Anlage von einem Team unter der Leitung von Fritz Gehring und Walter Killer instandgesetzt. Heinz Baer sorgte für die Aussenbemalung und den partiellen Tarnanstrich. Im Frühling 2022 wurden die Arbeiten von einem eigens dafür zusammengetretenen Team unter Leitung von Marc Brunner und Marc Dittrich („M&M“) fortgesetzt und abgeschlossen. Die Unterkunfts- und Aufenthaltsräume wurden entsprechend den noch vorhandenen Originalplänen mit hölzernen Einbauten (Boden, Betten, Schränke, Gestelle etc.) versehen und mit originalen Ausrüstungsgegenständen versehen. Die Übermittlungszentale wurde wieder mit drei zeitgenössischen Telefonzentralen ausgerüstet. Auch die übrigen Räume wurden originalgetreu möbliert und ausgerüstet. Das Resultat ist grossartig. In der Anlage wähnt man sich in die Zeit des Aktivdienstes zurückversetzt, wie wenn die Truppe den Bunker nur gerade für eine kurze Pause im Freien verlassen hätte…

Zentralenraum
Zentralenraum mit drei Feldtelefonzentralen

Fernschreiber
Arbeitsplatz mit Fernschreiber

Unterkunftsraum
Unterkunftsraum im Untergeschoss

Zum Schluss dieses Beitrages seien potentielle Besucher, die unsere Anlagen lieber auf eigene Faust ohne Begleitung und Führung unsererseits besuchen möchten, darauf hingewiesen, dass unsere militärhistorischen Anlagen wirkungsvoll gesichert und überwacht sind. Einbruchversuche, Einbrüche, Diebstähle und Sachbeschädigungen werden bei der Polizei ausnahmslos zur Anzeige gebracht.